"Scheint so..." Mehr hatte ich nicht auf Anakins Worte zu sagen, als ich dann mit Anakin durch das Tor ging, dessen Türen sich auch sogleich wieder verschlossen. Dies machte mein schlechtes Gefühl nicht gerade besser. Viel Licht gab es hier drinnen nicht, weshalb ich mein Lichtschwert aktivierte und so für etwas mehr Licht sorgte. Der Schein meiner Waffe hatte leider auch nicht besonders viel Reichweite, doch zumindest würden wir dadurch etwas mehr sehen können. Trotz unsere misslichen Lage ließ ich meinen Blick interessiert durch den Raum zu gleiten und nahm das in Augenschein, was ich in dem Licht meiner Waffe noch erkennen konnte. So kam es, dass ich einige Meter hinter Anakin zurückblieb, während ich ihm langsamen Schrittes folgte, jedoch mich weiter umsah, in der Hoffnung, dass ich vielleicht etwas entdeckte, dass uns weiterhelfen könnte. Doch spürte ich auch, dass die Dunkelheit, die ich die ganze Zeit schon gespürt hatte, hier am Stärksten war. Es war, als würde sie uns gänzlich einhüllen und versuchte, die helle Seite der Macht vollkommen zu verschlucken. Es fiel mir nun nur noch schwerer, dass ich meinen Geist wachhielt. Meine körperliche Erschöpfung erleichterte dieses Unterfangen auch nicht sonderlich. Gerade wollte ich wieder zu Anakin aufschließen, als mich ein Stimmengewirr in meinem Kopf zum Stehen veranlasste. Versprich mir, dass du ihn trainieren wirst... Ich bin dazu nicht mehr in der Lage...Du hast mich verlassen, Obi-Wan... Warum? So viele Verluste, Obi-Wan. Dein Meister, deine Geliebte... Und dein Schüler ebenso bald! Die Stimmen hallten laut in meinem Kopf wieder und ich konnte in ihnen den Vorwurf, die Verzweiflung und Trauer spüren. Mit einem widerhallenden Aufprall landete mein Lichtschwert auf dem Boden, als mir dieses aus den Händen glitt und ich auf meine Knie sank. "Nein... Ich habe niemanden von euch verlassen... Das wollte ich doch nie...", flüsterte ich und presste meine Hände auf meine Ohren, in dem Versuch die Stimmen zu ersticken, doch der Widerhall verstummte nicht.

Gespannt betrachte ich, was ich im schwachen Licht sehen konnte. Doch zuckte ich leicht zusammen, als ein Klimpern hinter mir erklang. Das blaue Licht vom Lichtschwert erlosch und mit einem fragenden Blick drehte ich mich um. “Obi-...?, meine Augen waren erschrocken geweitet, das lodernde Feuer in meinen Augen schien mit einem Augenschlag erloschen. Obi-Wan sank in die Knie, das verdreckte Gesicht hatte einen ungewohnten Ausdruck angenommen und mir erschien es als hatte irgendwas Kenobi dazu getrieben, ihn etwas zeigen zu lassen, was bei meinem alten Meister nicht in der Natur zu liegen schien - eine Offenbarung vor Leid lag schwer in der Luft. Ich verscheuchte die unzähligen Fragen aus meinem Kopf und löste mich aus meiner Starre. Ich konnte ihn nicht leiden sehen. Vorsichtig ließ ich mich vor ihm nieder. Meine Blicke suchten seinen, als ich beruhigend meine Hand ausstreckte - immer in dem Wissen, dass ich erwarten musste, dass sich sein Zustand wohlmöglich noch verschlechterte. Auch wenn ich alles daran setzen würde, un ihn davor zu bewahren. ”Seht mich an”, meinte ich, wobei meine Stimme einen sanften Ton angenommen hatte. Weder war ein spöttischer Unterton zu vernehmen, noch wagte ich es ihn zu ernst anzusehen. Für einen kurzen Moment sprach ich nicht wie mit meinem alten Meister, der jedes Gefühl hinter seiner harten und stolzen Fassade zu verbergen versuchte, noch sprach ich mit dem Vorzeige-Jedi, den der Rat und die anderen Jedi in ihm sahen. In diesem Moment sprach ich allein mit jenem Mann, den ich meinen Freund nannte. Die Beziehung zwischen uns wirkte wohl paradox, aber trotz seiner Hingabe zum Orden und unserer Differenz lag mir mehr an ihm, als ich wohl jemals vor ihm zugeben würde. Gefühlvoll leuchteten meine Irden auf. ”Was Euch auch eingeredet wird, hört dem nicht zu. Es ist eine Schrade.” Schuldig, deine Worte alles Lügen. Ich verspannte leicht meine Schultern, als immer wieder Bilder der Männer vor meinem inneren Auge aufblitzen. Ich sah Obi-Wan zwischen ihnen, sein Körper entstellt und immer wieder schrie die Stimme durch meinen Kopf, wessen Schuld das Verderben dieser Männer war: Meine. Scham keimte in mir auf und dennoch wollte ich mich ihr nicht ergeben. Ich durfte nicht hier bleiben, ich würde jede Schuld tragen, solange ich wusste, dass es Padmé gut ging. Hier aber war es mir nicht möglich, hier konnte ich nichts tun, selbst wenn es mein Leben kostete. Ich ächzte schmerzvoll, nahm war wie meine Wunde innerlich auseinander gerissen wurde. Dennoch sah ich Obi-Wan weiter an, versteckte nicht einmal meine Gefühle vor ihm. Ich konnte nicht viel anderes tun, weshalb ich es zum ersten Mal wagte mich wirklich der Macht hinzugeben. Träge floss sie durch meinen Körper. Tief atmete ich durch, ein leichtes Rasseln lag in jeden Atemzug, und wagte es mich durch die Fluten des Ozeans aus Ängsten und Gefühlen zu bewegen. Mein Körper zitterte angestrengt, auch wenn die Zeit träge verstreichen zu schien. Mein Zeitgefühl verschwamm, doch brauchte ich Obi-Wan. Wie ein erlöschender Stern pulsierte seine Präsenz im Schleier der Dunklen Seite. Es erschien mir wie ein Parasit, der die Macht befallen hatte und keuchte auf, als die Präsenz versuchte, den dünnen Schleier der Macht um uns zu brechen, welchen ich schützend um uns legte. Es war eine ermüdende Aufgabe gleich zwei Präsenzen in der Macht zu verschleiern, dennoch nutzte ich jede Kraft, welche ich noch aufbringen konnte. Obi-Wan, formte ich meine Gedanken und wagte es sanft in den sonst gut verborgenen Geist einzudringen. Ich nahm das Chos aus Gefühlen war, ließ aber durch die Macht nur das Gefühl von Vertrauen fließen. Ich vertraue Euch, die Worte hallten tonlos durch die Macht. Sie waren keine Stimme, mehr ein Gefühl, ein Eindruck oder Instinkt. Mein Atem wurde flacher, mein Blut rauschte durch meine Ohren und ich konnte kaum verhindern, dass ich die Gefühle der Angst und Verzweiflung unterschwellig weitergab. Ich war müde, jede Faser meines Körpers brannte. Halt suchend, drückte ich seine unverletzte Schulter etwas fester und war gezwungen meine Lieder zu öffnen. Die Macht entriss sich mir und gequält fiel ich zurück und landete unsanft auf dem Boden. R2 piepste aufgeregt. ”Ich brauche Euch”, flehte ich nur noch wispernd. ”Bitte, Meister.” Für einen kurzen Augenblick war mir als wäre ich noch immer der Padawan, welcher verzweifelt versuchte, dass sein Meister an seiner Seite war. Meine Sicht verschwamm, aber ich zwang mich dazu bei Bewusstsein zu bleiben, auch wenn ich dafür unsanft in meine Wunde drücken musste.

Flashbacks flimmerten in schneller und rasanter Reihenfolge vor meinem inneren Auge. Die Gedanken waren nicht zu ordnen. Da war Satine, die einsam und verlassen dastand. Ich wollte mich ihr nähern, ihr sagen, dass es mir leid tat. Mein Schritt wurde immer schneller, doch je näher ich ihr kam, desto weiter entfernte sie sich von mir. Bis sie von der Dunkelheit verschluckt wurde. Reue, dass ich sie nicht hatte erreichen können, brannte in mir auf. Wie ein Feuer, welches mich von innen heraus verschluckte. Der Schmerz brannte in meiner Brust und schrie auf. Anakins Worte und Gesten bekam ich nicht mit, denn da regte sich schon die nächsten Bilder in meinem Kopf. Erneut musste ich die letzten Momente meines alten Meister miterleben, doch waren sie dieses Mal noch schlimmer und schmerzhafter als sonst. Ich hörte die verletzte Stimme Qui-Gons, nachdem ich ihm seinem Schicksal überlassen hatte. Er machte mich dafür verantwortlich, dass es soweit gekommen war. Deshalb hatte er mir das Versprechen abgerungen, dass ich Anakin trainieren würde. Aus keinem anderen Grund. Anakin... Visionen einer schrecklichen Zukunft tauchten in meinem Kopf auf. Einer Zukunft, in der ich Anakin mit eigenen Händen tötete. Sieh nur, was du bisher alles angerichtet hast... Schließe dich mir an und du kannst wenigstens deinen Schüler retten. Oder kannst du einen weiteren Verlust verkraften, Obi-Wan? Kannst du das?! Ich schrie meinen Schmerz hinaus. Die Verzweiflung bohrte sich tief in meine Brust hinein und die Trauer schien mich zu ersticken. Ich wusste nicht mehr, wo ich war oder was ich tat. Doch ich wollte, dass dieser Schmerz aufhörte. Es soll endlich aufhören! Dann komm... Ich weiß, deinem unerträglichen Schmerz, Linderung zu verschaffen... Ich musste dieser Stimme vertrauen, denn so konnte ich nicht noch jemanden enttäuschen, der mir wichtig war. Doch auf einmal drang eine ganz andere Stimme in meine Gedanken. Eine, die mir nur zu gut bekannt war. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, wer da sprach. Doch halfen mir Anakins Worte wieder zur Besinnung zu kommen oder zumindest bekam ich wieder einen einigermaßen klaren Kopf. Mein Bewusstsein kehrte in die Wirklichkeit zurück und die seelischen Schmerzen verblassten. Die körperlichen, die ich jedoch auf Zigoola erlitten hatte, kehrten wieder zurück. Dann erblickte ich Anakin, welcher schien, als würde er jeden Moment das Bewusstsein verlieren. "Anakin... Was ist passiert?", krächzte ich heiser, denn ich brauchte noch eine Sekunde, bis ich meine Orientierung wiedergefunden hatte.

Obi-Wan war in seinem Wahn gefangen und es schmerzte mich mehr ihn in diesem Zustand zu sehen, als jeder Protest meines Körpers sich weiter gegen die Dunkelheit zu wären. Kalter Schweiß rannte über meinen Körper, der sich kaum entscheiden konnte, ob ihm zu heiß oder zu kalt war. Mit allen Mitteln versuchte er nur gegen meinen eigenen sturen Geist zu kämpfen, der hartnäckig sich gegen die Müdigkeit wehrte. Förmlich starrend waren meine fiebrig glänzenden Augen auf ihn gerichtet, Tränen stiegen auf und ich konnte nicht einmal genau sagen, woher sie kamen: Vielleicht aus Verzweiflung, weil Obi-Wan sich einmal wieder zu viel Zeit ließ. Vielleicht aus Angst, weil ich mich davor fürchtete, was passierte, wenn Kenobi den Kampf dieses Mal verlor. Ich wollte mir nicht einmal vorstellen, wozu ich dann gezwungen war. Komm schon, alter Mann! Ich kann dich nicht verlieren. Ich wollte meinen Blick abwenden, aber glaubte ich, etwas verpassen zu können. Müde blinzelte ich die Tränen weg, sie waren einfach eine Reaktion meines Körpers aufgrund der Schwäche. Ein Zittern fegte meine Gedanken zur Seite, ein leichtes Stöhnen verließ meine Lippen. Nur schwach, fast wie ein fernes Echo, drang die Stimme durch meinen Körper. ”Obi-Wan...”, wisperte ich, aber lag selbst in dem einzigen Wort der ganze Strom meiner Gefühle; doch besonders die Wärme durchdrang die Kälte des Raumes. Ich antworte ihn nicht sofort, überlegte offensichtlich, was ich ihm mit rauer Stimme sagen konnte. ”Unwichtig, wichtig ist, dass wir endlich herausfinden, wir wir das alles hier beenden können!” Ich versuchte aufzustehen, zuckte jedoch schmerzerfüllt zusammen und sackte zurück. Mühsam positioniert ich mich in eine angenehmere Sitzhaltung.

Mit einem kurzen Blick über Anakins Körper und in sein Gesicht, verrieten mir, dass es Anakin ganz und gar nicht gut geht. Jetzt konnte ich mir wohl keine Gedanken darüber machen, was gerade passiert war. Anakin hatte Recht. Wir mussten herausfinden, wie wir hier wegkamen, bevor mir dieser Blackout noch einmal passierte. "Warte hier, ich seh mich mal weiter um", ergriff ich die Initiative und deutete Anakin, dass er einfach sitzen bleiben sollte. Ich hob mein Lichtschwert auf, welches zu Boden gefallen war und machte mich daran, weiter in diesem Gebäude vorzudringen. Ich spürte immer noch die dunkle Macht, die ihr vorhanden war, und ich wollte endlich dem auf den Grund gehen. Ich musste den Kern finden, von wo aus diese Energie zu spüren war und wer oder was sie verursachte. Vielleicht konnte ich dann auch dem ganzen hier ein Ende bereiten und vielleicht konnte ich auch einen Weg finden, wie wir von diesem Planeten wieder herunterkamen.

Es lag mir bereits auf der Zunge, Obi-Wan darauf hinzuweisen, dass ich es schaffen würde, auf die Beine zu kommen. Ich brauchte nur einen Moment. Vorsichtig regte ich mich etwas, als Kenobi sich bereits daran machte, das Gemäuer weiter zu erkunden. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, als ich leise aufstöhnte. Jede Bewegung verursachte Schmerzen in meinem weiter schwächer werdenden Körper. "Beeilt Euch aber!", brummte ich also nur, mein Stolz innerlich und äußerlich verletzt. Ich verabscheute diesen Planeten, meinen Zustand und die Tatsache, dass mein Kopf schmerzte von den Gedanken. Müde drehte ich mein Kopf und versuchte den Bewegungen Obi-Wans zu folgen. Ich wollte mir nicht vorstellen, was wäre, wenn er ein weiteres Mal in jenen Zustand verfiel. Ich konnte ihm dann wahrscheinlich nicht mehr helfen, was mich alles andere als begeisterte.