Nach einiger Zeit des Weiterwanderns ragten bereits die Trümmerteile einer Rettungskapsel, wie ich vermutete, aus dem Boden heraus. Wäre allerdings schön, wenn dies meine einzige Sorge wäre. Ich konnte spüren, wie mein Geist zunehmend schwächer wurde und ich musste mich davor hüten, zu tief in meine Gedanken zu versinken. Denn wenn ich es tat, hatte ich das Gefühl, dass ich wieder solche Visionen haben würde. So bekam ich nicht wirklich mit, wie sich Anakin an einem der Trümmerstücke verletzte. Mit Schrecken musste ich sehen, wie die Besatzung tot am Boden lag. Nein, auf Erklärung konnten wir wirklich nicht hoffen. Ich betrachtete noch einen Moment lang die Leichen, während Anakin bereits überprüfte, ob die Kapsel noch etwas Energie übrig hatte. Bisher hatten wir wirklich keinerlei Glück gehabt auf dieser Mission. Ich folgte Anakin dann etwas, blieb aber draußen, während er das Innere der Kapsel in Augenschein nahm. Auf seine Worte nickte ich verstehend. "Glaubst du, du kriegst ihn wieder soweit in Ordnung, dass wir ein Signal senden können?", fragte ich Anakin, denn wir beide wussten, dass er in solchen Dingen sehr viel talentierter als ich war. "Dann sehe ich mich nach Versorgungsgütern um." Wenn unser Aufenhalt wirklich noch einige Zeit länger dauern wird, dann brauchten wir auf alle Fälle einige Rationpacks.

"Ich werde es Euch sagen können, sobald ich dabei bin." Ich wollte keine falschen Hoffnungen machen, aber lächelte etwas. "Aber ich werde es schaffen, aber wehe Ihr findet nichts Genießbares. Wenn ich schon auf diesem verlassenen Planeten bin mit Euch, dann will ich wenigstens etwas Schönes sehen können." Mit einem frechen Grinsen humpelte ich zur Rettungskapsel und umrundete sie, bevor ich geschickt aufs Dach sprang. Leicht wackelte es unter dem Schwung, doch machte ich mich gezielt daran, die Teile der Hülle abzumontieren. Wenigstens war mein Allzweck-Werkzeug immer an meiner Seite und R2 würde mir auch noch den ein oder anderen Nutzen bringen.
Langsam versank ich in meine Arbeit, bewegte mich nur manchmal durch die Trümmerteile und suchte die geeigneten Ersatzteile. Obi-Wam warf ich nur einige Male ein paar Blicke zu.

"Während du an dem Transmitter arbeitest, kannst du das auch mit deinen Witzen tun", erwiderte ich leicht schmunzelnd und gleichzeitig den Kopf schüttelnd. Wenigstens hatte er seinen Sinn für Humor noch nicht verloren. Dann begann ich damit, die Trümmerteile nach Rationpacks zu durchsuchen. Obwohl es keine sonderlich anstrengende Arbeit war, merkte ich dennoch eine gewisse Erschöpfung. Vielleicht vom Absturz oder aber auch durch den Einfluss des Planeten. Ich wusste es nicht. Nach einiger Zeit hatte ich durchaus auch schon einiges gefunden, aber ob das ausreichen würde? Das war mehr als nur fragwürdig. "Anakin! Wie sieht es mit dem Sender aus?", wandte ich mich an Angesprochenen und hoffte, dass er bessere Nachrichten hatte.

Grade hatte ich R2 angewiesen etwas zu verschweißen, als Obi-Wans Stimme mich aus meiner Arbeit herausholte. Auf dem Dach sitzend, warf ich Obi-Wan einen Blick zu. "Es wird noch etwas dauern, ich hoffe Ihr habt angenehmere Neuigkeiten?"
Während ich auf die Antwort des Älteren wartete, wand ich mich bereits wieder meiner Arbeit zu und erneuerte einige Kabel.

"Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen", gab ich kopfschüttelnd zurück und seufzte dann auf. Aber ich vertraute Anakin und seinen mechanischen Handwerksfertigkeiten. "Wenn wir uns die Rationen gut einteilen, dann reichen sie höchstens für zwei Tage", informierte ich Anakin, aber machte mich dann daran, die Trümmerteile nochmal zu durchsuchen. Vielleicht würde ich doch noch etwas finden, wodurch sich unsere Lebenschancen steigern würden.

"Zwei Tage?", ich unterbrach meine Arbeiten und sah ihn mit ernsten Blick an.
"Sollten wir ein Signal bekommen, dann werden sie mindestens drei oder vier Tag brauchen. Ich hatte vor Stunden meine letzte Mahlzeit zu mir genommen und konnte durch die Macht bestärkt länger ohne feste Nahrung auskommen.
"Wie sieht es mit den Flüssigkeitsrationen aus?" Ich wusste nicht einmal sicher, wie lange wir es ohne eine Aufnahme von Wasser aushalten würden. Wir waren bisher nie in einer solchen Situation gewesen, was schon für sich sprach. Ich überließ R2 einige leichtere Arbeit, stand auf und bewegte mich zu Obi-Wan.
"Ich werde Euch helfen."

Mein Blick sagte alles, sodass keine Antwort mehr nötig war. Ich wusste, dass die Lage nicht besonders rosig aussah. "Nicht unbedingt besser als wie für Nahrung", antwortete ich ihm und blickte ihn aus meinen blauen Iriden aus an. Normalerweise waren diese klar, doch dieser Planet gab meinen Augen einen müden und erschöpften Touch. "Ich glaube nicht, dass wir noch viel mehr finden werden. Aber ein Versuch ist es natürlich wert", meinte ich und machte mich dann wieder an die Suche.

Die Müdigkeit in den sonst ruhigen Augen meines alten Meisters entging mir nicht, weshalb ich Obi-Wan still folgte, als wir uns wieder auf die Suche machten. Zuversichtlich lief ich an den Schrottteilen vorbei und entdeckte zwischen den Schatten keinerlei Rationen oder andere Nahrungsmittel. Einige Blaster der Klone lagen über den Boden verteilt und nach genauerem Hinschauen erkannte ich eine kleine Dose mit Schmerzmittel - Nyex, entzifferte ich und spannte mich leicht an. Ich kannte die Nebenwirkungen und wollte lieber nicht wissen, wer sie auf das Schiff geschmuggelt hatte. Es waren nur noch einige Tabletten enthalten, mutmaßte ich, nachdem ich sie etwas geschüttelt hatte.
Nach einer Weile kehrte ich an den Ort zurück, wo wir uns getrennt hatten und starrte auf den wenig gefüllten Rucksack, den ich in irgend einer Ecke aufgeteilt hatte und der etwas demoliert aussah. Gefüllt war er nur mit einigen Schrottteilen und der Dose an Schmerzmittel.

"Ich glaube, ich spare mir die Aussage, dass es besser sein könnte", meinte ich leicht seufzend, als ich auf unser Ergebnis sah. Wenn wir uns die Rationen sehr gut einteilten, dann würden wir zwei, mit sehr viel Glück vielleicht sogar drei Tage durchhalten. Aber solange wir kein Signal senden konnten, sah es schlecht für uns aus. "Wir sollten uns dringend um den Transmitter kümmern", meinte ich sodann und sah deshalb zu Anakin. Er war der Fachmann dafür.

"Sollte wir wohl." Ich bewegte mich wieder in Richtung der Kapsel und legte die Tasche ab. R2 warf ich einen kurzen Blick zu, während ich in dem Rucksack nach einige Teilen suchte.
"Ihr solltet Euch ausruhen, ich übernehme die Wache und kümmere mich um den Transmitter." Rasch kletterte ich bereits wieder auf meine alte Position, sah aber noch zu Obi-Wan. "Ich schaffe das schon." Zwar sorgte ich mich um ihn, aber war immer gerne lieber für mich, wenn ich mich um eine Reparatur kümmerte.
Gemeinsam wanden R2 und ich uns wieder dem Arbeiten vor.

"Aber überanstrenge dich nicht, Anakin. Wir werden all unsere Kräfte brauchen", meinte ich noch zu meinem ehemaligen Schüler, als dieser wieder zur Kapsel zurückging. Ich würde mich darauf verlassen, dass er mir Bescheid gab, damit wir die Wache wechseln konnten. Deswegen suchte ich mir das bequemste Stück Boden, was zu finden war, und ließ mich darauf nieder. Meinen Rücken lehnte ich an einen Felsen. Normalerweise hätte ich mich in Meditation begeben, aber unter diesen Umständen erschien es mir fast als töricht dies zu tun. Dieser Planet übte einen merkwürdigen Einfluss auf mich auf, vor allem wenn ich mich in die Macht gleiten ließ. So versank ich wieder in Gedanken über Zigoola. Irgendwie schien dieser Planet viel zu viele Rätsel aufzuwerfen, auf die ich keine Lösung finden wollte.

Vertieft in meine Arbeit verging die Zeit und nur selten hob ich anfänglich den Kopf, um die Umgebung zu beobachten oder mich zu versichern, dass Obi-Wan sich nicht gerührt hatte. Er sollte sich ausruhen, immerhin würde ich auch, wenn der Rothaarige wach war, kaum eine Minute Ruhe finden. Die Gedanken um Padmé und diesen Planeten brachten mir Kopfschmerzen und je weniger Zeit ich vergeudete, umso schneller konnten wir wieder von diesem Planeten verschwinden.
Die Nacht zog über uns hinweg und ab und an rieb ich mir die Augen, um die Müdigkeit aus ihnen herauszuwischen. Noch immer wagte ich es nicht, die Macht wirklich durch meinen Körper fließen zu lassen. Der Schmerz des Fußes war unangenehm, doch half er mir, mich auf das Wesentliche zu fokussieren.
Ein weiteres Mal spähte ich in die Dunkelheit und glaubte in den Schatten der kragen Landschaft etwas ausgemacht zu haben, aber schüttelte auch sogleich den Kopf als R2s Sensoren mir versicherten, dass sich uns niemand näherte. Wie auch, es gab kein aufgezeichnetes Leben auf dieser toten Welt. Obi-Wan, R2 und ich waren alleine, was mir auf eine seltsame Art und Weise Angst machte und den Druck auf meinen Schultern erhöhte.
Was wenn ich den Transmitter nicht reparieren konnte? Was wenn man uns nicht rechtzeitig fand? Ich fürchtete nicht dem Tod vor Augen zu stehen, aber wollte mir nicht vorstellen müssen, Padmé nicht beschützen zu können. Mein Blick richtete sich dabei gedankenverloren auf Obi-Wan. Er wirkte noch immer erschöpft. Was sollte ich machen, wenn sich der Zustand von Obi-Wan verschlechterte? Wenn ich selber keine Möglichkeiten hatte mehr zu reagieren?
Ich schloss meine Augen, doch riss sie auch sofort wieder auf, als mich das Gefühl beschlich, dass man mich beobachtete. Unbewusst blickte ich zu den Leichen, dessen leeren dunklen Augen mich förmlich anstarrten. Ich hatte schon viele Toten gesehen, doch sprang ich dieses Mal herunter und kniete mich neben einen der Soldaten, dessen Köper unangenehm verstellt war. Ich schloss ihm die Augen.

Irgendwann glitten meine Augen zu und ich döste weg. Es war eigentlich kein sonderlich tiefer Schlaf, weshalb ich durch die kleinste Kleinigkeit wieder aufgewacht worden wäre. Das dachte ich zumindest... Als ich meine Augen wieder öffnete, fand ich mich in undurchdringlicher Dunkelheit wider. Ich konnte nichts mehr um mich herum erkennen. Weder die karge Landschaft noch Anakin. Es war überhaupt nichts mehr zu sehen. Das beunruhigte mich. Ich versuchte mich zu bewegen, aber ich konnte meinen Körper nicht mehr spüren. Es fühlte sich an, als wären meine Glieder vollkommen gelähmt. Und auf einmal hatte ich wieder die letzten Momente meines alten Meisters vor Augen. Die Schlacht um Naboo, welche vor über zehn Jahren stattgefunden hatte. Wir sind auf Darth Maul getroffen, welchen wir zum Kampf herausgefordert hatten. Gemeinsam konnten wir gegen diesen bestehen. Doch dann fand ich mich hinter einem Strahlenschild wieder und musste zusehen, wie Qui-Gon allein gegen den Sith kämpfen musste. Dann war der Moment gekommen, in dem jegliches Leben aus dem Gesicht meines Meisters wich und er zu Boden sackte. Ich hörte einen Schrei und erkannte eine Sekunden später, dass ich es war, der geschrien hatte. Es war eine Qual für mich gewesen, hilflos hinter dem Schild zu stehen und zusehen zu müssen, wie Maul meinem Meister das Leben nahm. In der Trauer und dem Zorn darüber stürmte ich auf den Sith zu und lieferte mir ein Gefecht mit ihm, welches ich am Ende für mich entscheiden hatte können. Doch für meinen Meister ist es zu spät gewesen. Er konnte mir nur noch ein letztes Versprechen zwischen Meister und Schüler abnehmen. Ich konnte jetzt wieder den gesamten Zorn und die Trauer spüren, die ich einst empfunden hatte. So stark sind diese Gefühle noch nie gewesen, da ich schon vor langer Zeit akzeptiert hatte, dass die Zeit für meinen Meister damals gekommen war. Er ist einst mit der Macht geworden und daran war nichts mehr zu ändern. Warum fühlte ich mich dann so schuldig, als wäre es meine Schuld gewesen, dass mein Meister gestorben war? Obi-Wan... Du hättest mich retten können... Meister Qui-Gon?! Das war der Moment, in dem ich wieder aufschreckte. Ich atmete schwerer als normal und versuchte mich zu beruhigen.

Eine Ewigkeit hatte ich an Ort und Stelle verharrt und die Arbeit am Transmitter vergessen. Meine Gedanken hielten mich starr an Ort und Stelle. Mein Herz raste und ich fühlte mich schwindelig von den Schmerzen an meinem Fuß, den ich durch die hockende Haltung deutlich stärker belastete. Trotz der geschlossenen Augen beherrschte mich weiterhin das Gefühl, dass mich die leeren Augen in meinem Geist weiterverfolgten und mich dazu zwangen sie zu beachten.
Natürlich bildete ich mir diese Blicke nur ein, dass wusste ich, doch stand ich mit einem kurzen Blick zu Obi-Wan auf.
Ich konnte sie nicht länger sehen! Sie mussten weg! In der Eile sammelte ich einige Teile auf und konstruierte eine leicht zerbrechliche Nachbildung einer Schaufel. Dann entfernte ich mich einige Meter vom Schiff, meine Gedanken waren gefesselt von den kalten Blicken der Toten und dem Ziel sie loszuwerden, nur unterbewusst nahm ich die Irrationalität in meinem Handeln wahr; konnte mich aber nicht aus den Griffen meines Gemütszustandes befreien. Ein leichter Schleier hatte sich auf meine graublauen Seelenspiegel gelegt.
Während Obi-Wan schlief, grub ich Stunde um Stunde ein tieferes Loch in der harten Erde und spürte kaum wie ich meine eigene Energie verbrauchte und die Erschöpfung meinen Köper übernahm.
Sachte verfrachtete ich in meinem Wahn die erste Leiche in das Loch, suchte nach den anderen Soldaten, fand aber nur zwei von ihnen. Wie als würde ich den zarten Körper meiner Frau in meinen Händen tragen, trug ich diese bereits zum provisorischen Grab und bettete sie sanft neben ihren Kameraden.
Doch wo war der Vierte? Er musste hier sein, auf dem Weg hierher hatte ich ihn gesehen, da war ich mir sicher. Panisch sah ich mich um, die Blicke ließen einen kalten Schauer über meinen Nacken ziehen. Wo war er? Ich musste ihn finden, diese Blicke loswerden. Nur schwach bekam ich das Erwachen von Obi-Wan mit.

Allmählich normalisierte sich meine Atmung wieder und ich richtete mich auf. Kurz bekam ich ein Gefühl von Schwindel, welches aber wieder verschwand. Meister Qui-Gons Stimme hallte wie ein Echo in meinem Kopf wider. Ich fragte mich, was für eine Vision das war. Es verursachte ein komisches Gefühl in mir. Suchend sah ich mich nach Anakin um. An der Kapsel war er nicht mehr. Ich ließ meinen Blick weiter über die Gegend wandern, als ich ihn schließlich entdeckte. Er hob Löcher aus, um die Toten zu bestatten. Vorsichtig näherte ich mich ihm. Ich wusste nicht, wie lange er schon wach war, aber ich vermutete, dass es bestimmte einige Stunden waren. "Du solltest dich ausruhen, Anakin", sprach ich mit ruhiger Stimme zu ihm.